
Als die Philosophin Val Plumwood mit dem Kajak durch den nordaustralischen Kakadu-Nationalpark paddelt, wird sie von einem Leistenkrokodil angegriffen, gepackt und dreimal gewaltsam unter Wasser gerollt, ehe das Raubtier unerklärlicherweise von ihr ablässt und sie schwer verletzt überlebt. Diese unhintergehbar körperliche Erfahrung erschüttert die Geisteswissenschaftlerin bis ins Mark, und zwingt sie, ihr Weltbild, ihre Vorstellungen vom Tod und nicht zuletzt die menschliche Rolle in der Nahrungskette zu überdenken: Wer einmal erlebt hat, Beute zu sein, der kann sich nicht länger als Krone der Schöpfung begreifen. Val Plumwood versteht das Tierreich nicht nur als ein Symbol für Wildheit, sondern auch als Spiegelbild unserer eigenen Existenz und unserer Verflechtung mit der Natur. Das Auge des Krokodils vereint romanhafte Erzählungen und scharfsinnige Analysen, in denen der Respekt vor dem Tod und die Verheerungen des Kolonialismus immer anwesend sind.
Das Auge des Krokodils ist das augenöffnende Vermächtnis einer Pionierin des Ökofeminismus, ein kämpferischer Aufruf zu einer abenteuerlichen Neujustierung unserer Weltwahrnehmung, schmerzhaft und klarsichtig, aber nicht so final wie die Todesrolle eines Krokodils.
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