
Die vorliegende Studie untersucht die deutschen Übertragungen des Passionsstundenlieds 'Patris sapientia' und seines marianischen Gegenstücks 'Matutino tempore'. Die Stundenlieder, deren Strophen jeweils eine Station des Leidensweges Christi beschreiben, bilden den Kern von Zusatzoffizien, die am Anfang des 14. Jahrhunderts als Erweiterungen der regulären Tagzeitenliturgie entstanden. Die betreffenden Textgefüge dienten als Vorlagen für strukturierte Passionsmeditationen, sie wurden in Spätmittelalter und früher Neuzeit mehrfach für den Gebrauch einer deutschsprachigen Laienleserschaft adaptiert. Die Untersuchung, die sich auf ein Korpus größtenteils erstmals edierter Übertragungen stützt, beschreibt die vielfältigen Transformationen der Stundenlieder in der volkssprachigen Rezeption und bestimmt ihre spezifische Pragmatik und Ästhetik im Spannungsfeld von liturgischer Struktur und persönlichem Gebet. Sie lotet die philologischen, gebrauchsgeschichtlichen und multimedialen Aspekte der deutschen Bearbeitungen aus und bietet neue Impulse nicht nur für die germanistische Mediävistik, sondern auch für die Liturgie-, Kunst- und Musikwissenschaft.
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