Description

Begriff und Bedeutung der Verfassung gewinnen durch die europÃ¤ische Verfassungsdiskussion neue AktualitÃ¤t. Es ist offenkundig, dass Verfassung in einem supranationalen Kontext nicht dasselbe bedeuten kann wie im Nationalstaat. Gleichzeitig zeigt sich aber, dass die Herausbildung Ã¼berstaatlicher politischer Handlungseinheiten die nationale Verfassung nicht unberÃ¼hrt lÃ¤sst. Ãberdies schÃ¤rfen die nur zum Teil geglÃ¼ckten Verfassungsprojekte in den ehemals sozialistischen LÃ¤ndern wie auch in anderen neu konstitutionalisierten Staaten das Bewusstsein fÃ¼r den Zusammenhang zwischen tatsÃ¤chlicher und normativer Verfassung. Manche Fragen, die sich damit verbinden, sind nicht vÃ¶llig neu. Sie haben sich vielmehr schon frÃ¼her gestellt und sind nur durch den Siegeszug des modernen Konstitutionalismus im Verlauf des 20. Jahrhunderts in den Hintergrund getreten. Das gilt etwa fÃ¼r die Frage nach dem Sinn von Verfassung, bevor sich der moderne, auf den Nationalstaat bezogene Konstitutionalismus herausbildete, oder fÃ¼r die Frage nach der AbhÃ¤ngigkeit der normativen Verfassung von den tatsÃ¤chlichen ZustÃ¤nden und MachtverhÃ¤ltnissen eines Landes.

Eine Vergewisserung Ã¼ber die Wandlungsprozesse, die sich in der Geschichte des Verfassungsbegriffs widerspiegeln, verspricht daher auch Orientierungshilfen in der jetzigen Umbruchsituation. Gleichzeitig kann sie den Reichtum an Vorstellungen und BezÃ¼gen offenbaren, der sich mit dem historischen Begriff der Verfassung verbindet.

Aus dem Vorwort