Hooligans sind gewaltzentrierte FuÃballfans, Skinheads eine Ã¤uÃerlich homogene, politisch heterogene, ideologisch Ã¼berwiegend diffuse gewaltzentrierte Jugendkultur. Die Autonomen, die noch unzureichend erforscht sind und in der vorliegenden Arbeit ausfÃ¼hrlich vorgestellt werden, kÃ¶nnen als ideologisch-thematisch vagabundierende gewaltzentrierte Radikale anarchistischer PrÃ¤gung beschrieben werden.

So unterschiedlich diese Jugendkulturen sind - ihnen gemeinsam ist die Gewaltzentriertheit, die Anlass gibt, nach gemeinsamen strukturellen Ursachen ihrer Entstehung zu fragen. Aufbauend auf der Theorie des kommunikativen Handelns von JÃ¼rgen Habermas lassen sich gewalttÃ¤tige Jugendkulturen als Symptom der Erosion kommunikativer Strukturen interpretieren. Ihre Entstehung ist auf die schleichende Kolonialisierung der Lebenswelt durch Ãbergriffe systemischer Imperative auf kommunikativ strukturierte Lebensbereiche zurÃ¼ckzufÃ¼hren. Folgen der Kolonialisierung sind StÃ¶rungen der Sozialisation, Enkulturation und sozialen Integration junger Menschen. Da ihre Ausdrucks- und KommunikationsmÃ¶glichkeiten verarmt sind, werden sie vermehrt gewalttÃ¤tig. Die Gewalt stellt sich als Negation von Kommunikation und als universelle Ersatzsprache dar, die allein aufgrund ihrer KÃ¶rperlichkeit allgemein verstanden wird. GewalttÃ¤tige Jugendkulturen haben Zulauf, weil sie Integrationsdefizite, Ich-SchwÃ¤che und Orientierungslosigkeit kompensieren und erosionsbedingte Frustrationen in gewaltfÃ¶rmigen Protest gegen die gesellschaftliche Ordnung kanalisieren.

Nachhaltig gewaltprÃ¤ventive Wirkung kann nur eine radikale Demokratisierung der Gesellschaft entfalten, die die Lebenswelt vor einer fortschreitenden Kolonialisierung schÃ¼tzt und gewÃ¤hrleistet, dass in einer wiederbelebten demokratischen Ãffentlichkeit auch potentielle jugendliche GewalttÃ¤ter eine Stimme haben, die sich heute vielfach nicht gehÃ¶rt, beachtet und ernst genommen fÃ¼hlen.

Ausgezeichnet mit dem Carl-von-Rotteck-Preis 2004.

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